Über die Hügel von Bethlehem zog ein einsames Paar.
Ein Esel trug ein Geschenk, das verborgen noch war.
Sie machten sich auf den Weg, mit einem Auftrag so surreal.
Ohne ein Dach stand die Ankunft, die Geburt bevor.
Welch ein Vertrauen in Gott scheint aus der Gelassenheit
der beiden mit ihrem Esel hervor.
Das Alte hinter sich lassend, öffnete sich doch noch ein Tor.
Es war nur ein Stall doch wenigstens ein Dach mit einem Ochs davor.
Was für ein Anblick ein kleines Kripplein, für einen König sollte es sein.
Maria und Josef stimmten nicht in Klagen ein.
Sie nahmen es an und ein Wunder geschah, unscheinbar winzig kam der Retter
als Licht für die Welt, klein wie er war.
Als Gäste haben sich Besucher mit offenen Sinnen eingestellt.
Menschen, die entdeckten, das Geschenk für die Welt,
eine Antwort für das eigene Leben voller Entbehrungen und Angst sogar.
Es wurde doch noch ein würdiges Fest mit echter Freude ohne Neid und Hohn.
Das geht nur bei Gott und sogar ein Stern erzählte lange schon vorher davon.
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Die Hügel von Bethlehem gibt es wirklich. Ich habe sie 2019 gesehen, von der Form wie im Weihnachtsberg, aber nicht grün, sondern von der Sonne verbrannt. Durchzogen werden sie von einer hohen Mauer mit Checkpoints. Bethlehem ist Palästinensergebiet, bedrückend beim Hineinkommen, eine abgeschottete Enklave.
Am Rand sieht man provokante israelische illegale Siedlungen, die von Sicherheitsleuten geschützt werden müssen. Im Zentrum von Bethlehem die überlaufene Geburtskirche. Dort soll sich der Stall, wahrscheinlich eher eine Felsgrotte, befunden haben. Nun steht eine Kirche darauf, die unter griechisch-orthodoxen, armenischen und römisch-katholischen Christen aufgeteilt ist. Jesus, aufgeteilt in Konfessionen.
Der Besuch von Bethlehem war bewegend und sehenswert, aber auch teilweise bedrückend, weil es unsere zerrissene Welt als Schmelztiegel auf nur einigen Quadratkilometern widerspiegelt. Genau wie vor 2000 Jahren nur anders. Es scheint, wir haben nichts gelernt, obwohl jede Generation davon ausgeht, es besser zu machen.
Kommen wir zur ursprünglichen Geschichte. Gott hatte in das Leben von Josef und Maria gesprochen, sehr eindrücklich in Form von Engel, schwer ignorierbar.
Das müsste doch nun ein Spaziergang werden, wenn Gott dabei ist? Wie könnte das aussehen:
eine Schwangerschaft ohne Mühen und Schwangerschaftsstreifen, mit Wellness, gutem Essen und Fürsorge vom Mann, genügend Schlaf, einer Geburt mit Familienzimmer und Wunschmusik unter einer Stunde, mit danach sofortiger Schönheit und Schlankheit für die Mutter, wie das Models so haben und danach einem Kind, das sofort acht Stunden durchschläft, gesund und pflegeleicht ist, später sofort Erwachsen wird und die Pubertät auslässt.
Die Auflistung ist nicht ganz ernst gemeint, zeigt aber, dass wir oft schon einen Plan fertig haben, den Gott nur abzuarbeiten braucht. Ist doch praktisch für ihn, oder? Ob das wirklich gut für uns ist?
Aber Gott ist anders, voller Liebe und Wunder, die wir entdecken können, wenn wir loslassen, den Plan über Bord werfen und vertrauen, Jesus nachfolgen. Aber Vorsicht, bitte Packungsbeilage beachten! Das Leben kommt trotzdem noch mit voller Breitseite. Der Unterschied ist, dass Jesus mit seinem Frieden an Bord ist.
Josef und Maria haben sich darauf eingelassen und es wurde hart, die Schwangerschaft, der beschwerliche Weg zur Volkszählung, die vielen Zurückweisungen auf die Frage nach einem Dach über dem Kopf, dann dieser Stall, eigentlich eher eine Höhle, sicher nicht beheizt, zugig, voller Dreck und stinkend.
Trotzdem hat Gott den Ort bewusst gewählt. Jesus sollte in unsere tiefsten Abgründe kommen. Dorthin, wo es scheinbar nicht mehr schlimmer geht. Dort möchte er uns auch heute noch begegnen. In unserer Herzenskammer voller Schmerz, Scham, Angst, Rastlosigkeit ohne ein wirkliches Ankommen; hinter die Tür, die wir oft auch vor uns selbst verschließen. In den leeren Fleck, der scheinbar durch nichts zu füllen ist, hinter die oft so perfekte Fassade.
Als ich mich darauf eingelassen habe, hatte ich große Angst davor. Ich habe erwartet, dass Bomben platzen. Ich bezeichne das im Nachgang eher als geplatzte Seifenblasen, die nach dem Gehen durch die Situation sanft aufgegangen sind. Meine Wege der Trauer, der Herausforderung, der Einsamkeit, der Selbsttäuschung, Schuld, die ich aufgeladen hatte usw. Jesus hat mich auf eine sanfte Weise dahin geführt und nachdem ich mich gestellt hatte, ist ein geordneter Frieden, Dankbarkeit und manchmal auch ein Versöhntsein mit mir selbst geblieben. Das Wunderbare ist, dass, egal was kommt, er es wieder tun wird. Wir müssen keine Angst haben.
Vor einigen Jahren bin ich buchstäblich auf einem Wanderweg über ein Steinherz gestolpert. Den Blick auf den Boden gerichtet, blieb ich daran hängen und betrachtete es.
Es ist zerschrammt, eine Ecke fehlt, Leute trampeln darauf herum. Es ist aus Stein, hart ohne Leben, verbittert. Ist unser Herz nicht manchmal genauso, um in dieser Welt und vor uns selbst zu bestehen?
Es ist für mich so erstaunlich und krass, dass ich Dinge erlebe und dann dazu Bibelstellen finde. Das Buch spricht in mein Leben, so auch durch diese Stelle:
Ja, ich nehme das versteinerte Herz aus eurer Brust und gebe euch ein lebendiges Herz.
Hesekiel 36,26 – Übersetzung: Hoffnung für Alle
In der Rückschau betrachtet, erlebe ich genau das, auf einem persönlichen Weg, Stückchen für Stückchen.
Es war für mich ein bewegendes Jahr:
Die Krise „Corona“ geht und wird sofort ersetzt. Wir spüren in unserem Schlaraffenland die Zerbrechlichkeit des Ganzen, das Leid der Menschen im Krieg, im Hunger, als Gastarbeiter mit ungewisser Rückkehr in die Heimat, um eine WM der Sinnlosigkeit zu ermöglichen. Meine persönlichen Herausforderungen: Krankheit, Leid im Umfeld, meine Kinder ins Erwachsenenleben freizugeben, mir neue Horizonte zu suchen, die eigene Vergänglichkeit anzunehmen.
Ich bin dankbar. Ich wurde bewahrt. Ich habe neben meiner Familie wunderbare FreundInnen, die wieder auf ganz unterschiedliche Weise da waren und für die ich manchmal auch da sein durfte.
Da ist eine schwerkranke Freundin, die wir abwechselnd besuchen und nach einem schweren Besuch, beschenkt durch besondere echte Momente sowie einer wachsenden Nähe zurückkehren.
Jesus ist da. Er schenkt Frieden, der nicht von mir kommt und er trägt gerade wieder so. Ich hatte das schon erlebt, wieder vergessen und bin gerade wieder am Staunen über seine Fürsorge. Ich muss nie Angst haben, er begleitet mich auf allen meinen zukünftigen Wegen, egal wie schwer!
Gott hat mein Herz wieder ein Stückchen weicher gemacht. Es fühlt mit anderen mit, das ist manchmal schwer und gibt dem Wort Mitleid eine ganz neue Dimension. Mein Herz ist aber auch weicher für diese kleinen Dinge geworden, für Nähe von Menschen in kleinen Gesten, einem Lächeln, einer Umarmung, einem Sonnenstrahl, im Füreinander da sein, eben diesen Momenten, die Herbert Grönemeyer als Sekundenglück bezeichnet.
Mein Jahr war wieder auf einer ganz anderen Art reich und vielleicht kannst du das auch entdecken. Die Krippe gibt uns den Raum für diese Einkehr. Darin ist die Gewissheit, dass wir mit Gott, dem Geschenk in der Krippe, mutig ins neue Jahr gehen dürfen, egal was kommt…🙂 Es wird spannend!
Sei behütet! Frohe Weihnachten!