Es war einmal ein altes Haus. Das stand auf einem Berg. Es hatte schon viele Jahreszeiten kommen und gehen sehen. Manchmal, wenn der Wind heftig daran rüttelte, knarrte es im Gebälk, ein leises Klingen erklang von ganz oben und der Windzug im Inneren war, als ob jemand darin umherging. Es hatte schon viel gesehen, das Kommen und Gehen vieler Menschen, meist schön angezogen und in der immer gleichen Abfolge. In den letzten Jahren wurde es weniger, leider auch das Kinderlachen. Von außen ist das Haus eher schlicht, aber von innen lassen sich in den Fenstern wunderbare Farben und Ornamente entdecken. Vor einigen Wochen wurden in der Mitte die Bänke entfernt und Leinwände aufgestellt. Jetzt sind die Menschen da, um eine abstrakte Kunstausstellung zu bewundern. Nun kommen wieder die Menschen, aber es ist nicht dasselbe. Es fehlt das Singen, die Gespräche bleiben an der Oberfläche, an der Kunst hängen, es fehlt Gott! Wie kann das sein, das Haus wurde doch gebaut, dass Gott darin wohnt?
Wo würdest du Gott suchen? Würdest du zuerst in eine Kirche gehen?
Das Evangelium, die gute Botschaft von Jesus, enthält so viele Antworten für mein eigenes Leben. Dies ist mir klar geworden, als es hart wurde im Leben. Als der Glaube, den ich immer bekannt habe, auf die Probe gestellt wurde und ich mich entschieden habe, trotzdem an ihm festzuhalten.
Habe ich das wirklich in der Kirche erfahren? Waren es die für mich früher oft unverständlichen Botschaften, die aber doch etwas Geheimnisvolles, Anziehendes hatten. Es war ein Gefühl von Geborgenheit, was mich als Kind immer wieder anzog. Oft war das Gefühl aber auch eng, wenn mir jemand gesagt hat, was ein guter Christ tut oder nicht tut, wie ein guter Christ ist. Diese inneren Kämpfe, oft mit einem schlechten Gewissen verbunden, haben dann auch Zweifel hervorgebracht. Möchte ich so sein? Muss ich als Christ so sein? Bleibt da noch Raum für mich oder muss ich hinter einer Stereotype verschwinden? Will ich das überhaupt?
Die spannendste Reise meines Lebens begann, als Jesus mein Herz berührt hat, ich es für ihn aufgemacht und ihm gegeben habe. Ich weiß den Moment dieses Gebets nicht mehr mit Datum und Uhrzeit. Ich habe aber danach immer mehr positive Veränderung an mir festgestellt, so z.B.
- einen Frieden, der in Situationen kommt
- Angst, die gehen muss, der ich nicht mehr ausgeliefert bin
- Kraft zum Aufstehen und Weitergehen, egal in welcher Situation
- Dinge, die ich weniger tue, die eigentlich nicht gut für mich waren z,B. schimpfen, klagen, lästern,
- wachsende Lebensfreude mit persönlichen Glücksmomenten
- ein Ankommen, Zufriedenheit und tiefe Dankbarkeit – auch wenn alles anders kam als geplant, ist es gut, so wie es ist
- innere Heilung
- Neues, Spannendes, das ich tun darf … mein Blogabenteuer, mein Häkelgeschäft für Gutes (bin gespannt, was da noch kommt 😊)
- … … …
Es ging nicht um das sture Befolgen von Regeln, sondern um eine Beziehung zu ihm, in der ich scheitern darf und er mir voller Gnade immer wieder aufhilft, mich mit Würde stehen lässt.
Erst war Jesus für mich wie ein unbeschriebenes Blatt. Die Botschaft, mit dem Tod am Kreuz, war so schrecklich. Mir blieb das Dahinter verborgen. Sein Beweis unendlicher Liebe für einen jeden einzelnen von uns. Die Erkenntnis, dass er auch für mich gestorben ist, weil er mich liebt, ohne, dass ich dafür etwas tun muss, nur aus reiner Gnade. Er tat es auch für mich, obwohl ich nicht perfekt bin. Das schafft Vergebung, den Raum, in dem jederzeit ein Neuanfang möglich ist.
Es ist eine echte tiefe Liebe zu Gott, zu Jesus entstanden, die mir plötzlich bewusst wurde, die mich verliebt staunend, unverdient beschenkt zurücklässt: Mit Demut staunend vor dem Geschenk aus reiner Gnade!
Ich bin oft überrascht, wenn ich mein eigenes Erleben in der Bibel wiederfinde:
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.
Johannes 14,23 Lutherübersetzung –
Wenn die Liebe zu Jesus da ist, werden wir ohne Zwang nachfolgen und versuchen danach zu handeln. Wir selbst dürfen von Frieden erfüllt aus dem Innen heraus leben.
Ich habe mich in diesem Sommer noch einmal verliebt, in eine Stadt. Dort habe ich eine von außen unscheinbare Kirche besucht. Im Inneren findet man wunderschöne Mosaikfenster, die in chronologischer Reihenfolge die Geschichten der Bibel erzählen. Für das Entstehen von Kunst ist auch ein inneres Fühlen des Künstlers, eine Herzensberührung erforderlich. Es sind aber auch innere Kämpfe, Ausdauer, ein stures Durchhalten notwendig, um diese vielen kleinen Kunstwerke in einem großen entstehen zu lassen. Ist es mit dem Leben, dem Glauben nicht genauso? Gibt es deshalb Lebenskünstler?
Der Komiker Hape Kerkeling hat sich auf einer Pilgerreise auf die Suche nach Gott gemacht. Aus dem Film zum Buch „Ich bin dann mal weg“ stammt folgendes Zitat:
„Für mich ist Gott wie eine Art hervorragender Film. Und die kirche ist das Dorfkino, in der er gezeigt wird. Die Leinwand hängt leider schief, die Holzsitze knarren, die Lautsprecher knistern, hinter dir quatscht jemand, vor dir versperrt dir jemand die Sicht und ständig nerven sie dich mit diesen Fahrerdurchsagen… Der Film läuft und die Vorführung ist mies, deshalb merken die meisten nicht wie toll der Film in Wahrheit ist.“
Hape Kerkeling im Film „Ich bin dann mal weg“
Das Zitat drückt das Dilemma aus. Viele Menschen erwarten keine Antworten auf ihre Fragen in der Kirche. Das Bild nach außen wird durch die Skandale, die inneren Zwistigkeiten um die Finanzen, notwendige Reformen oder die richtige Auslegung der Schrift überschattet, obwohl sich viele Pfarrer, Mitarbeiter hauptberuflich und im Ehrenamt sehr engagieren, Vorbilder im Glauben sein könnten. Es machen sich nur wenige auf die Suche.
Der hervorragende Film, die eigentliche Botschaft hinter der Fassade ist so geheimnisvoll, wunderbar, mit ganz individuellen Antworten für jeden von uns und die Kirche kann ein Türöffner sein. Im letzten muss aber jeder selbst das Tor im Herzen hoch und weit machen, um das Geschenk in der Krippe einziehen zu lassen. Es verändert das Leben von Grund auf, von innen heraus. Es lässt uns irgendwann strahlen und leuchten in eigenen Farben, so wie die Fenster von Sainte-Chapelle. Die Welt wird es sehen!
Sei behütet!
P.S.
Mich haben die Ereignisse in der Welt in diesem Jahr sprachlos gemacht. Ich bin dankbar für diesen Blogeintrag. Mir hilft es, wenn ich für andere etwas tun kann. Falls Euch das auch so geht, habe ich hier zwei kleine Tipps für Euch:
individuelle Hilfe für die Ukraine
Man kann privat Hilfspakete für die Ukraine packen und verschicken. Die Post übernimmt das Porto und den Versand. Die Bedingungen für die Hilfsgüter und den Versand findest Du hier:
https://www.dhl.de/de/privatkunden/information/hilfe-ukraine.html
Weihnachten im Schuhkarton
Bis Mitte November können wieder Weihnachtskartons mit Geschenken für hilfsbedürftige Kinder gepackt werden. Sicher gibt es auch eine Sammelstelle in Deiner Nähe. Die Informationen findest Du hier:
https://www.die-samariter.org/projekte/weihnachten-im-schuhkarton/