Zwei Fische und fünf Brote

Begonnen hat es im Frühjahr mit einem Herz…
Ich war gerade irgendwie innerlich so ausgetrocknet. Obwohl es mir eigentlich hätte gut gehen müssen, nagte der Stress, trübe Gedanken, Sorgen, Verlust in meinem näheren Umfeld. Gott schien nicht da zu sein, obwohl ich ihn doch schon so oft gespürt, erlebt habe. Ihr merkt, an diesem Punkt bin ich vergesslich und lasse mich doch wieder vom Alltag fangen.
Anfang des Jahres hatte ich mit dem Lesen eines sehr tollen Buchs begonnen – „Wunder“ von Eric Metaxas. Für ihn ist Naturwissenschaft und Glaube kein Widerspruch. Im zweiten Teil des Buches erzählt er von persönlichen Wundern einzelner Menschen. Ich könnte da auch so einiges berichten, und so faszinierte mich dieses Buch sehr.
An dem besagten Morgen las ich von kleinen Wundern im Alltag, kleinen Dingen, die den Einzelnen auf eine persönliche Weise berühren. Auf meinem Arbeitsweg lief ich danach durch eine kleine enge Gasse, fühlte mich kaputt, etwas mutlos. Habe ich Kraft für diesen Tag? Den Kopf nach unten gerichtet, die Schultern gebeugt, lag plötzlich vor meinen Füßen ein weißes Luftballonherz auf der Straße. Ja, es hat sicherlich jemand verloren oder der Ballon ist davon geflogen und irgendwo gelandet. Wie auch immer, er lag genau vor mir und hat meine trüben Gedanken unterbrochen, mich auf eine persönliche tiefe Weise berührt.
Das Herz lag genau auf meinem Weg in dieser engen Gasse! Ich fühlte mich gesehen und geliebt. Dieses Herz passte zur Jahreslosung, die mich durch das Jahr begleitet und eine Reihe von Ereignissen eingeleitet hat.

Sie lautet „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ 1. Korinther 16,14

Ich hatte vor einigen Jahren mitten auf einem Wanderweg in Bayern ein steinernes Herz entdeckt. Es gibt dazu auch ein Foto in einem Blogeintrag. Das Herz war im Weg fest verankert, und an jedem Tag sind Wanderer darauf getreten. Es hatte Furchen und Risse. Es war hart und versteinert.
Wir laufen in unserem Leben alle Gefahr, an einem steinernen Herzen zu erkranken. Wir können hart werden, weil wir uns allein nur in den Mittelpunkt stellen, im Interesse ja nicht zu kurz zu kommen. Oder es passieren uns schlimme Dinge. Wir sind froh, wenn wir noch funktionieren, durchhalten. Es gilt die Zähne zusammenzubeißen und weitergehen. Wunderbar! Es funktioniert! Wir schaffen es, Stand zu halten, schieben die Gefühle weg, weil sie in diesen Momenten stören. Lassen sie nicht zu, lenken uns ständig ab oder betäuben uns, um nicht die inneren Gedanken hochkommen zu lassen, werden gefühllos, unsere Herzen werden hart. Wir fühlen die negativen Dinge nicht mehr, irgendwann können wir aber dann auch die positiven Emotionen nicht mehr wahrnehmen. Wir werden wie versteinert, verbittert, zynisch. Auf diesem Weg habe ich mich im Wegdrücken der Trauer auch befunden, aber Gott hat das nicht zugelassen.
Ich habe damals auf meiner Wanderung um ein weiches Herz gebetet und nun liegt da dieser Luftballon. Er ist weich, ohne harte Stellen, Furchen und Risse. Er hat mich zum Nachdenken gebracht. Ja, Gott hat mir dieses weiche Herz zurückgegeben. Er sagt es auch in folgender Bibelstelle zu:

Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist geben. Ja, ich nehme das versteinerte Herz aus eurer Brust und gebe euch ein lebendiges Herz.

Hesekiel 36,26 Übersetzung Hoffnung für Alle


Wir dürfen uns im Gebet auf seine Zusagen berufen und das habe ich gemacht. Dieses Weichwerden erfolgte über einen langen Zeitraum, wenn ich aber zurückschaue, staune ich darüber. Ich kann die Bandbreite der Emotionen wieder fühlen, von übersprudelnder Freude bis hin zu tiefer Traurigkeit. Auch wenn da die schweren Gefühle enthalten sind, ist es für mich sehr heilsam. Es fühlt sich ganz an und lässt mich immer öfter in Gottes Frieden eintauchen, in mir ruhen.
Ich nehme meine Mitmenschen anders wahr, leide oft mit und habe das Bedürfnis zu helfen. Ich kann anderen mit Verständnis und Liebe begegnen. Es fing ganz sanft an, mit ein paar Euro Spende, Geschenke an Bedürftige z.B. die Aktion Weihnachten im Schuhkarton, dann dem Nähen und Spenden von Hunderten von Masken in der Coronazeit usw. Mir bringt dies so viel Freude ins Leben. Dieses nur um mich drehen, darf aufhören. Es ist aber nicht nur das Helfen, das mich bewegt. Es sind auch Entwicklungen in der Gesellschaft, die mich erschüttern und zu Demos treiben. Der Wind weht stark von rechts und wir können es als Christen nicht ignorieren. Jesus hat keine Menschen ausgegrenzt oder remigriert! Wenn wir alles, was wir tun, aus Liebe tun, werden wir auch andere Menschen in einem anderen Licht sehen. Echte Begegnungen entstehen, Hass und Spaltung finden keinen Platz mehr.
An dieser Stelle kommt oft das Argument, sollen erstmal die anderen anfangen. Was soll ich als Einzelner ausrichten?
Ja, das ist bei der Größe der Probleme in der Welt berechtigt. Es gibt eine berühmte Geschichte in der Bibel, die von einem Großereignis berichtet. Heute sind das Megaevents, die über Monate von speziellen Unternehmen vorbereitet werden, mit Bühne, Technik, Sicherheitskonzept, Catering, Fluchtwegen, Security usw. Es sind dafür behördliche Genehmigungen erforderlich.
Bei Jesus beginnt eher alles klein und scheinbar spontan. Berichte von Wundern, Heilungen usw. lassen die Menschen, mitten auf einem Feld im Nirgendwo, zusammenströmen. Wer schon einmal in Israel war, weiß, dass das Land karg sein kann. Die Menschen folgten Jesus. Die Bibel berichtet von 5000 Männern (Frauen und Kinder sind hinzuzurechnen). Damit ergibt sich eine sehr große Menge an Menschen. Die Menschen hatten von diesem Rabbi gehört. Er hatte Menschen in Ihrer Seele berührt, sie gesehen, geheilt. Sie kamen sicher aus unterschiedlichen Motiven, echte Faszination, Hoffnung auf Heilung, aber auch Skepsis, Zynismus und Zweifel dürften eine Rolle gespielt haben. Es sind so viele Menschen und es gibt weit und breit nichts zu Essen. Als es auffällt, ist es zu spät, es besteht die Gefahr, dass die Menschen vor Erschöpfung den Rückweg nicht schaffen. Die Bibel erzählt von den Überlegungen der Jünger, was nun zu tun sei. Es heißt im Johannesevangelium:

Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische. Aber was ist das für so viele? Johannes 6,9


Ist das nicht immer noch die gleiche Frage? Was soll diese kleine Menge bei so vielen Menschen ausrichten? Die Bibel erzählt, dass Jesus die fünf Brote genommen und Gott dafür gedankt hat. Dann wurde das Essen verteilt und alle wurden satt. Am Ende blieben sogar 12 Körbe übrig.
Die wundersame Brotvermehrung ist in die Geschichte eingegangen und man steht wieder vor der Entscheidung, ob man das glauben will. Ich habe hier schon an verschiedenen Stellen von meinen persönlichen großen und kleinen Wundern berichtet, in denen ich eine übersprudelnde Kraft, Freude, Segen erlebt habe, sobald Gott am Werk war.
Wenn wir am Zweifeln sind, ob wir als Einzelne wirklich etwas verändern, bewegen können, gibt uns die Bibel ein Beispiel. Ein kleiner Junge macht den Unterschied, er teilt alles, was er hat, nicht wirklich viel. Wenn wir es Gott im Vertrauen hinlegen, wird er viel daraus machen.
Ich habe vor einiger Zeit berichtet, dass ich gehäkelte Einzelstücke (neu auch Genähtes) verkaufe und den Erlös spende, hiermit ein herzlicher Dank an alle Käufer. Ich freue mich so, wenn Euch die Sachen gefallen. 🙂
Über die Hilfsorganisation Compassion (https://www.compassion.de/) habe ich seit mehreren Jahren ein Patenkind in Uganda. Den Erlös von 500,00 Euro aus „Gutes tun mit Häkeln“ habe ich an die Familie des Patenkinds als ein zusätzliches Geschenk gespendet.
Einige Monate später kam ein Dankesbrief mit einem Foto der Dinge, die von dem Betrag angeschafft wurden: ein Fahrrad, ein Bett mit Matratze, 4 Fenster, Zement, Sand, ein Kleid, ein Topf, Öl zum Kochen, Bohnen.
Ich war bewegt, was aus diesem Betrag heraus alles angeschafft werden konnte, Dinge, die die arme Familie wirklich brauchte.
Wir können als Einzelne einen Unterschied für nur einen anderen Menschen machen. Wenn wir dies alle tun, ändert sich die Welt! Es ist keine Spende notwendig, es ist verschenkte Zeit, ein aufmunterndes Wort, ein Lächeln. Es sind Dinge, die dem Gegenüber helfen und uns selbst das Leben reicher machen.

Was sind deine persönlichen zwei Fische und fünf Brote, die du Jesus bringen kannst? Er wird sie vermehren, du wirst staunen und selbst davon satt werden. Was für ein Einstieg in die Adventszeit.

Sei behütet!

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