Wertvoll

Ich saß vor einigen Wochen auf einer Bank. Zwei Mütter unterhielten sich in einiger Entfernung. Ihre Kinder tollten über die Wiese. Ein Kind kam, mit einem großen Strauß Löwenzahn im Arm, gerannt und schenkte ihn der Mama. Die Mutter nahm den Strauß lächelnd, aber nachdem das Kind wieder zum Spielen weg war, schmiss sie die Blumen hinter sich, einen kleinen Abhang hinunter.

Seien wir ehrlich, wir mögen Löwenzahn auch nicht besonders 🙄. Er macht Flecken auf der Kleidung, im Beet ist er ein schwer zu entfernendes Unkraut, dass es zu bekämpfen gilt, sonst ist er bald überall. Trotzdem ist er von Gott gemacht, so schön und einzigartig, mit kleinen Schirmchen, die fliegen können. Das kleine Kind hat diese Schönheit gesehen. Kinder haben diese Augen noch.

Wie oft fühlen wir uns wie dieser Blumenstrauß, angenähert, aber nicht wirklich erkannt, ungeliebt, weggeworfen, nicht wertgeschätzt. Wir strecken uns nach Liebe aus und leider werden wir oft enttäuscht, verletzten dabei, aber auch selbst.
Es werden diese Sätze von anderen, aber sehr oft auch von uns selbst ausgesprochen: Das schaffe ich sowieso nicht, das haben sie mir schon immer gesagt, dass ich ein Versager bin. Ich bin zu hässlich, zu dick, zu dumm usw. usw.
Solche Sätze machen etwas mit uns und man sollte sie nicht anderen an den Kopf werfen. Das hat nichts mit konstruktiver Kritik zu tun, die weiterbringt.
Es sind Lügen, die über unser Leben ausgesprochen werden und die zu arbeiten beginnen. Vielleicht trauen wir uns dann nichts mehr zu, machen die 20. Diät, verfallen in trübe Gedanken bis hin zu einer Depression, betäuben uns mit Alkohol…

Hier nun Aussagen aus der Bibel:

Jesus greift das Bild vom guten Hirten aus dem alten Testament in einem Gleichnis auf:

Da erzählte Jesus ihnen folgendes Gleichnis: „Stellt euch vor, einer von euch hätte hundert Schafe und eins davon geht verloren, was wird er tun? Lässt er nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück, um das verlorene Schaf so lange zu suchen, bis er es gefunden hat? Wenn er es dann findet, nimmt er es voller Freude auf seine Schultern und trägt es nach Hause. Dort angekommen ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen: ›Freut euch mit mir, ich habe mein verlorenes Schaf wiedergefunden!‹“

Lukas 15:1‭-‬6 Übersetzung Hoffnung für alle

Im Johannesevangelium sagt er dann:“Ich bin der gute Hirte. Ein guter Hirte setzt sein Leben für die Schafe ein.“

Johannes 10,11 Übersetzung Hoffnung für alle

Das ist ein Text, der auch häufig im Kindergottesdienst für das Bild eines liebenden Vaters verwendet wird. Als ich erwachsen war, bin ich immer an dem Punkt hängen geblieben, dass er die 99 allein lässt. Das fand ich ziemlich unfair, sie sind nicht weggelaufen, haben sich richtig verhalten und werden trotzdem zurückgelassen. Stört es ihn gar nicht, dass sie zurückbleiben?
Mir hat nun ein Satz in einer Predigt geholfen. Der Hirte kann sie mit gutem Gefühl zurücklassen, er kümmert sich genauso um sie! Er kann gehen, weil er weiß, sie sind in der Herde geborgen!

Der Text sagt soviel aus, wie der gute Hirte jedes einzelne Schaf liebt, er möchte sie alle bei sich haben. Es gibt keine Hierarchie, er liebt sie alle gleich, unendlich, besonders. Das Gerangel nach Ansehen, Status, sich vom anderen abheben wollen, und das Scheitern dürfen aufhören. Wir dürfen sein! Was für ein tiefes Ausatmen!

Wenn man sich auf den Text einlässt, enthält er leise Gedanken von Jesus über uns:

Er sagt: „DU bist wertvoll!“
Nach unseren Maßstäben hat er ja noch 99 Schafe. Ist doch eine gute Quote, oder? Auf eines davon kommt es nun wirklich nicht an. Es ist eines von vielen und wahrscheinlich auch noch freiwillig weggelaufen 🤷‍♀️.
Unsere Maßstäbe gelten hier nicht. Für Jesus ist dieses eine Schaf unendlich wertvoll!

Er sagt: „DU schaffst das, nur Mut. Ich bin da!“
Vielleicht hat dieses Schaf Angst vor den anderen, die immer alles so perfekt machen. Vielleicht sind da diese Erfahrungen mit der Gruppe, die ihm sagt, dass es nichts kann, nichts darf, nicht zu den anderen passt. Vielleicht ist da auch etwas Unverzeihliches, eine Mauer aus Unausgesprochenem, aus Unversöhnlichkeit oder Resignation, Selbstmitleid; die es abhalten aufzubrechen.
Wenn wir nicht auf diese abhaltenden Gedanken, Bedenken hören und das Erstarrte verlassen, werden wir erstaunt sein, zu welchen Dingen wir mit Gottes Hilfe fähig sind. Der Aufbruch verändert alles.

Er sagt, DU bist schön, so wie DU bist!
Wie oft sind wir mit uns unzufrieden. Entsprechen wir den Schönheitsidealen? Es ist wieder eine Falte dazugekommen und dieses Problem mit der Cellulite an den Beinen und überhaupt mit der Waage. Jesus versteckt das Schaf nicht. Er trägt es stolz auf seiner Schulter und zeigt es allen!
Wir würden uns doch oft lieber verstecken, finden uns alles andere als schön oder können nur mit einer Schicht Schminke unter Menschen gehen. Wenn wir entdecken wie einzigartig und wunderbar wir gemacht sind, beginnen wir von innen in unseren Farben zu strahlen! Dann hat die Fotokorrekturapp ausgedient.

Er sagt, DU hast ein zu Hause, deine Unruhe, Leere, Suche darf aufhören. DU darfst ankommen!
Das Leben fühlt sich doch manchmal wie ein unendlicher Lauf an, oft ohne Kraft, in viel zu großen Schuhen oder eingezwengt, wie in einem Korset, ohne die Luft zum Atmen. Gibt es überhaupt eine Ankunft, einen Platz an dem dieses Sehnen gestillt wird? Ich habe in meinem Glauben einen solchen Platz gefunden, in meinem Inneren, unabhängig vom Aufenthaltsort, zu erkennen an einem tiefen Frieden. Am Ende des Weges wird es einmal der Himmel sein.

Er sagt, hab keine Angst! DU musst nicht mehr weglaufen.
Mit Weglaufen werden wir an unseren inneren Verletzungen der Seele nicht heil, wir verdrängen, blenden aus, schauen nicht an. Es gehört aber dazu um Frieden zu bekommen. Mit Jesus können wir uns den Punkten in unserem Leben stellen. Wir sind dabei nicht allein.
Ich habe es in der Trauer erlebt, im Weg der Verarbeitung. Das Anschauen hatte dann nichts Bedrohliches, es war voller Gnade. Ich kann nun ohne diesem Dauerschmerz in Dankbarkeit zurückblicken. Es durfte heil werden.

Er sagt, ich liebe Dich! Es gibt ein Fest mit Freunden und Nachbarn. Mein geliebtes Schaf ist heimgekommen.
Wenn wir etwas Geliebtes wiedergefunden haben, werden wir es auch allen vor Freude erzählen. Es gibt ein Freudenfest im Himmel. Was für ein Liebesbeweis.

Wir sehnen uns doch alle danach, dass uns wertvolle Worte gesagt werden, vielleicht von Mama oder Papa, von den Verwandten, Kollegen oder Mitschülern, vom Chef usw. (jeder hat da eine andere Seelenbaustelle, die oft in unserer Biographie begründet liegt). Es ist im letzten die Suche nach Liebe und Anerkennung. Menschen können das nur bedingt stillen, da sie mit ihrer eigenen Sehnsucht oder Maßstäben kämpfen und dann auch verletzen. Gott flüstert uns diese Dinge zu. Dann darf die Leere nach und nach gefüllt werden, mit diesem Wasser des Lebens.

Er sucht uns, wir müssen uns nur finden lassen, vielleicht in diesem Moment durch den Impuls aus dem Blogeintrag…

Es gibt ein wunderbares Lied von Lauren Daigle, das sich genau damit auseinander setzt. Ich möchte „You Say“ gern mit Euch teilen:

Lauren Daigle „You Say“

Es ist wieder ein Weg. Ich bin dabei diesen Worten zu glauben, muss mich aber immer wieder daran erinnern. Es verändert! Es beginnen gute Dinge, die ich nicht erwartet habe (z.B. das Schreiben) und ich kann plötzlich anderen Gutes sagen, mich echt für den anderen freuen. Der Neid, der Egoismus dürfen nach und nach weichen. Es darf Vergebung entstehen.

WERTVOLL! Am Anfang steht der Glaube daran …

Sei behütet!

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