Post für Dich

Liebe Bea,

Du wunderst Dich sicher, dass Du einen Brief erhältst.
Eigentlich echt aus der Zeit gefallen, aber mir gefällt es, das passt zu mir. Der Brief ist noch dazu ohne erkennbaren Absender und mit einer Anrede, die nicht auf eine fremde Person schließen lässt. Echt suspekt und Du zitterst, als Du ihn jetzt in den Händen hältst. Schön, dass Du ihn trotzdem geöffnet hast. Ich bin Dir nicht fremd, obwohl Du mich meistens am liebsten ignorierst. Eigentlich ist es besser, wenn ich schreibe, dass DU MIR nicht fremd bist.


Es fing mit uns an, als ich den ersten Gedanken an Dich hatte. Ich habe mir Dich vorgestellt, noch bevor Du auf die Welt kamst. Dein verschmitztes Lächeln, die kleine Narbe über der Nase, die bei einem Sturz entstanden ist, Deine schmalen Hände, die oft so voller Unruhe sind, Deine Art auf Menschen zuzugehen, auch wenn Dich das so oft überfordert.
Ich liebe alles an Dir!

Das glaubst Du nicht? Stimmt, Du hasst das ja eigentlich alles und wärst gern ganz anders. So perfekt wie alle Anderen ohne Deine ständigen Kämpfe. Woher weißt Du so genau, dass die Anderen hinter ihrer Maske nicht kämpfen?

Ich habe Deine ersten Schritte gesehen, wackelig, aber voller Vertrauen und Lebensfreude. Endlich stand Dir die Welt offen.
Auch wenn Du es nicht gesehen hast, ich bin immer bei Dir gewesen. Du kannst mich in jeder vergangenen Situation in Deinem Leben suchen. Ich war da! Glaubst Du nicht, wo Du Dich doch ständig allein fühlst. Ich war da, als man Dich in der Schule gemobbt hat. Ein Mädchen, deren Mutter gegangen ist und dessen Papa, völlig überfordert, trotzdem sein Bestes gegeben hat.
Du hättest Dir soviel für Dein Leben erträumt, aber der steinige Weg hat sich einfach fortgesetzt. Das hat sich oft so ungerecht angefühlt, anderen standen scheinbar alle Türen offen.
Dann kamen Menschen in Dein Leben, von denen nur wenige noch da sind, Weggehen, Schicksalsschläge, Flucht in Unwirkliches, Krankmachendes, am Ende geht nun scheinbar nichts mehr, nur noch Kapitulation.
Du hattest vor einigen Tagen zu mir geschrien und hier bin ich jetzt! Das heißt, ich war eigentlich die ganze Zeit nur ein kleines Stück hinter Dir, unauffällig und hab gehofft, dass Du mich irgendwann suchst.
Du wurdest schon so oft verlassen, keine Angst, das wird Dir bei mir nicht passieren. Ich bin, der ich bin; der Fels, um darauf Lebenshäuser zu bauen; der Eckstein; der Hirte; der Löwe oder einfach nur Papa. Du kannst Dir den Namen aussuchen. Eines steht aber fest, ich werde bleiben, in allen Umständen und mit unendlicher Gnade, die auch Scheitern möglich macht.
Es ist wie bei einer Schnecke, die ihr Haus dabei hat. Du darfst Dich herauswagen und ein winziges Stückchen zurücklegen. Du wirst Deinen Rückzugsort bei Dir haben, in Dir werde ich sein und Dir Mut machen, für das nächste winzige Stückchen Weg. Am Ende wirst Du staunend zurückblicken, welche Strecke Du geschafft hast. Es ist DEIN Weg daraus geworden!
Wenn man geht, werden auch Rückschläge kommen, aber sie werden Dich dann nicht brechen. Ich wünsche mir so sehr, dass Du mir vertrauen könntest, ich würde Dir Hoffnung geben, Dich weitergehen lassen! Ich will Dir Kraft schenken, eine innere Quelle, die die Wüste in Dir grün werden lässt.

Nein, ich habe das Schlimme nicht gewollt. Es hat mich geschmerzt, was Du leiden musstest. Du bist doch mein Kind, das ich bei seinem Namen gerufen habe. Du hörst meine Stimme, auch wenn Du sie noch nicht richtig einordnen kannst.
Weißt Du, diese Welt ist gebrochen und so oft böse. Oft wird mir vorgeworfen, warum ich das alles zu lasse. Ihr habt einen freien Willen erhalten und die Menschen trachten meist nur nach dem eigenen Vorteil.
Ich hab Dich nicht aus schlimmen Situationen genommen und ich werde es auch jetzt nicht tun, aber ich stehe Dir bei.
Du kannst mit mir hindurchgehen und am Ende wirst Du durch Deine Narben strahlen, echt, bunt und wunderschön.
Mein Sohn ist auch durch die schwersten Stunden gegangen. Seine Jünger konnten die Auferstehung nicht glauben. Thomas musste die Narben erst berühren.
Ja, Jesus hat auch seine Narben behalten, weil die Dinge, die wir erleben, nicht einfach weg sind. Sie sind weiter da.
Der Unterschied ist, dass ich Dich an diesen Stellen heil machen will; durch unendliche annehmende Liebe, Gnade, das Wunder der Vergebung, aber auch dem Eingeständnis der eigenen Schwächen und den Dingen, in denen Versagen vorliegen, Du auch verletzt hast und Vergebung brauchst.
Du wirst die Dinge betrachten lernen. Du musst sie nicht mehr in Deinem Inneren ängstlich verschließen. Wir werden Sie gemeinsam anschauen, Du wirst Deine Zerbrüche Stück für Stück annehmen können und es wird Dir von mir innerer Frieden werden, der allen Umständen trotzt und Dich aufstehen lässt. Ich bin hier! Ich liebe Dich bedingungslos!

Dein …. (Wie wirst Du mich nennen und was wird hier stehen? Ich bin gespannt.)

Was denkst Du jetzt? Was für ein Quatsch, ein Brief von Gott?
Du hast recht, mit mir hat Gott auch nicht durch einen Brief gesprochen. Es war aber bei mir so persönlich, bunt und wunderbar, wie er sich in meinem Leben bemerkbar gemacht hat. Ich kann nur immer wieder Staunen, ihm tief berührt danken. Er wurde mein Lebensretter. Ich durfte wieder aufstehen und nun an seiner Hand gehen.
Ja, ich glaube, dass er auch durch einen Brief sprechen würde, wenn es das Richtige für den Einzelnen ist. Vielleicht gibt es irgendwo Bea und ich darf ihr den Brief zu stellen 😊.
Die Geschichte im Brief ist fiktiv, aber ich habe meine ganz persönlichen Erfahrungen mit meinem himmlischen Papa hineingelegt. Ja, ich erlebe es gerade noch immer, weil es ein lebenslanger Weg ist.
Mich berührt es sehr, dass ich Erlebnisse habe, die ich dann im Anschluss in Liedtexten, in Bibelstellen, in Gedanken, im Gespräch mit Menschen wiederfinde oder auch erklärt bekomme. So ist zum Beispiel ein Song von Albert Frey. Ich möchte gern einen Textteil mit Euch teilen:

Wo ich auch stehe, du warst schon da.
Wenn ich auch fliehe, du bist mir nah.
Was ich auch denke, du weißt es schon.
Was ich auch fühle, du wirst verstehn.
Und ich danke dir, dass du mich kennst und trotzdem liebst.
Und dass du mich beim Namen nennst und mir vergibst.
Herr, du richtest mich wieder auf,
Und du hebst mich zu dir hinauf.
Ja, ich danke dir, dass du mich kennst und trotzdem liebst.

Albert Frey aus Titel „Wo ich auch stehe“

Ich habe Gott nicht als strafenden Tyrannen erlebt, der mir ständig meine Verfehlungen vorwirft.
Mit der Einsicht, dass ich nichts selbst kontrollieren kann, habe ich kapituliert, zu ihm geschrien. Er war plötzlich wirklich da, voller Gnade.
Ich darf sein! Ich darf gehen, dabei auch versagen und wieder seiner Gnade bedürfen.
Raus ins Leben gehen, Neues wagen, sich selbst unter dem ganzen Seelenmüll suchen.
Wie hatte mich Gott gedacht? Was ist echt an mir? Was brauche ich wirklich? Was muss ich zurücklassen? Wo werde ich beschenkt?

Eine spannende lebenslange Reise an Gottes Hand hat begonnen!

Sei behütet!

PS: Hier sind noch einige Bibeltextstellen, die mich besonders berührt haben und die ich oft erst nach meinem Erleben gefunden habe (oder die mich gefunden haben?). Einiges findest du auch im Brief wieder:

… mit dir, mein Gott, kann ich über Mauern springen.

Psalm 18,30 Übersetzung Hoffnung für Alle

Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde mich doch deine Hand daselbst führen und deine Rechte mich halten.

Psalm 139,9‭-‬10 Lutherübersetzung

Schaut nach vorne, denn ich will etwas Neues tun! Es hat schon begonnen, habt ihr es noch nicht gemerkt? Durch die Wüste will ich eine Straße bauen, Flüsse sollen in der öden Gegend fließen.

Jesaja 43,19 Übersetzung Hoffnung für Alle

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.

Jesaja 43,1 Elberfelder Übersetzung

Denn du besaßest meine Nieren; du wobst mich in meiner Mutter Leib. Ich preise dich darüber, dass ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß es sehr wohl.

Psalm 139,13‭-‬14 Elberfelder Übersetzung

Du bist der Gott, der mich sieht.

Mose 16,13 Übersetzung Hoffnung für Alle

Ja, meinen Frieden gebe ich euch – einen Frieden, den euch niemand sonst auf der Welt geben kann. Deshalb seid nicht bestürzt und habt keine Angst!

Johannes 14,27 Übersetzung Hoffnung für Alle

Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir.

Johannes 10,27 Übersetzung Hoffnung für Alle

Ich sammle Bibelverse, die mich berühren. Das ist hier nur ein winziger Ausschnitt. Es werden immer mehr und ich werde auch dadurch beschenkt. Gott ermutigt mich und er gibt mir Zusagen, an denen ich mich festhalten kann. Es sind für jeden Menschen andere individuelle Stellen, die man finden kann. Denn es steht ja auch in der Bibel… Wer sucht, der findet!

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